Auf ein Haferl Kaffee: No Cent Extra – in more than one sense

No Cent Extra © Liz Collet

Als ich nicht hier, aber vor einigen Tagen in einem persönlichen Gespräch davon plauderte, dass ich mich von einigen Büchern peu à peu trenne, sprach man mich darauf an, ob ich nun etwa auch eines der “Opfer” des Kondo-Wahns und jenes “Magic Cleanings” geworden sei, nach welchem manche vorher behaglichen Wohnungen steriler als ein Saal der Rechtsmedizin anmuteten. Ich musste denjenigen enttäuschen: Weder hat es etwas mit Kondos “magic Cleaning” zu tun, noch mit einem anderen, eher nordisch angesiedeltem Trend des “Death Cleanings” (“Döstädning”) (lesenswert: Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen) zu tun, an das man beim Stichwort “Saal der Rechtsmedizin” dann flugs auch denken könnte.

Obschon man durchaus darüber nachdenken kann, ob und welche Bücher (oder auch anderen Gegenstände) wirklich noch genutzt werden, gegenwärtig, seit längerem oder zukünftig. Und welche auch für Menschen, die vielleicht irgendwann in hoffentlich noch ferner Zukunft einmal die eigenen Räume leeren müssten, behalten würden und behalten mögen würden. Oder welche sie abgeben würden. Oder müssten. Weil auch deren Wohnräume nicht allen Besitz, auch nicht Bücher, aufnehmen könnten, die man hinterliesse.

Immerhin kann man auch darüber nachdenken, ob vielleicht lieber wieder mal das eine oder andere neue Bücher Platz fände, wenn peu à peu aus den Bücherregalen hier und da einer der literarischen Begleiter entlassen würde. DAS wäre in der Tat einer der Grundsätze von “Magic Cleaning” und anderer “Ordnungs-Ratgeber”, die nie ohne den Tipp auskommen, keinen neuen Gegenstand anzuschaffen, ehe nicht auch einer abgegeben würde. Bei Kleidung oder anderem. Oder eben bei Buch gegen Buch.

Oder Buch gegen ….nun, da fallen mir schon auch Dinge ein, die man mit dem Verkaufserlös aus dem Buchverkauf dann wieder sinnvoll anstellen kann. Nicht nur für Bücher. Die allerdings derzeit dem Diktat von “No Cent Extra” unterlägen. So bleibt auch das neue Buch von Bernhard Schlink – Abschiedsfarben im Diogenes Verlag b.a.W ein Fall für den Wunschzettel.

Und nicht für den Einkaufszettel. Prioritäten sind wichtig. Manches steht weiter oben auf der Liste, das mir einfällt.

Minna eh auch. Und der Gnädigen. Auch wenn sich das inzwischen zu einem running gag entwickelt, über den ich bald noch selbst schier ein Buch schreiben könnte. Von dessen Erlös sich aber dann vielleicht doch nicht so zeitnah eine neue Wasch-Minna, also Waschmaschine, erstehen liesse, die dem Gefecht zwischen Minna und der Gnädigen ein Ende setzen könnte.

Auch wenn man bisweilen den Eindruck haben kann, sie finden zunehmend Spass an diesem Gefecht – es mutet nur so an. Etwa beim heutigen erneutem Scharmützel um Wahl des Modells einer neuen Wasch-Minna: Markenmodell oder nicht und wenn ja, welches und zu welchem Preis im lokalen oder nicht nur lokalen Handels. Als nicht nur unterschiedliche Auffassungen verteidigt wurden, ob ein Markenmodell noch erwarten lasse, ähnlich lang wie die kurz vor Erreichen der Volljährigkeitsgrenze nun streikende Wasch-Minna zu leben. Und gekontert wurde, dass man dann auch in Betracht ziehen könne (müsse?), dass und wie lange wohl die Lebenszeit oder Dienstleistungs-Vertragslaufzeit der Nutzerinnen des neuen Modells für die Zukunft zu bemessen sei.

Ich verliess das Schlacht- und Gefechtsfeld an jener Stelle der Kontroverse und brachte mich in sichere Entfernung. Wissend, das wird noch nicht das Ende der Schlachten in dieser Burg und um die wacker hilfreichen Geister für die Waschküche gewesen sein…

Andere Frage: Irgendwer Tipps für wirklich gute und preiswerte Waschbretter?

Ja,vielleicht auch als Schutzschild. Zwischen den Fronten. Man weiss ja nie…

En passant: No cent extra traf dann doch nicht so GANZ zu in dieser Woche für mich: EINEN cent extra gab es nämlich. Ich fand ihn gestern frühmorgens viertel vor Sieben auf dem Weg zwischen der Bushaltestelle im Kocheler Land und meinem dortigen Werkelplatz. Aber DER ist auf der GUTHABENseite zu verBUCHen. Nicht auf der AUSGABENseite. Und vielleicht ein Glückscent, wie es früher Glückspfennige waren, die man gern – sich bückend – aufhob. Pfennig für Pfennig kommt auch manches zusammen. Wer den Pfennig nicht ehrt,…. ist indes scheinbar heute vielen ohne Wert. Ich habe schon erlebt, dass jemand seinem Begleiter angesichts eines 50-Cent-Stücks sagte, das werde der doch nicht etwa vom Gehweg aufheben wollen?!?

Meine Grossmutter (Jahrgang 1917) war als junges Mädchen und vor ihrer Heirat in einem Münchner Geschäft als Verkäuferin tätig. Sie verdiente nicht viel, wie das in jener Zeit eben so war. Sie sparte sich folgendermaßen dennoch jeden Monat Geld zusammen, das sie zur Seite legte: Am 1. Tag des Monats 1 Pfennig, am 2. zwei Pfennige, am 3. drei Pfennige usw. Wie schwer das wird, je weiter der Monat voranschreitet, weiss jeder, der mit wenig Geld wirtschaften und haushalten muss zum Ende des Monats. Wie viel zusammenkommt bei gleichwohl geübter Selbstdisziplin, wusste meine Grossmutter, auch wenn diese nie in ihrem Leben etwas von Exponentialrechnung gehört hatte.

Wieviel Kleinvieh auch jede Menge Mist (ein-)bringt, wissen auch und gerade Banken und Sparkassen. Die melken nicht ohne Grund erneut vermehrt mit wieder erhöhten Gebühren für jede Abhebung und Abbuchung das Kleinvieh, pardon: ihre Kunden und Verbraucher. Zeit, dass der BGH dem nicht nur für die Kunden von Bürgerkonten endlich gehörige Riegel vorschiebt. Und übrigens, werte SZ: Geld vom eigenen Konto abzuheben, das man mit dem Eingang von Buchungen Dritter wie etwa der eigenen Arbeitgeber, der Bank als “Guthaben”, mit dem diese arbeiten können, auf dem Konto parkt, sind keine EXTRAS. Sondern die selbstverständliche Verfügung über das eigene Guthaben und Geld als Bargeld, über das man als Kunde verfügen will, wenn man unterwegs ist. Dass man selbst für die Abhebung des eigenen Geldes zunehmend mehr und mehr Gebühren zahlt, wie auch für automatisierte Buchungseingänge auf dem eigenen Konto, ist ein Denk- und Systemfehler im Verhältnis von Bank und Kunden, gegen den Widerstand geboten ist, wo Kunden nicht mehr die Option gegen die Marktausübungsmacht haben, Alternativen zu wählen und andere Vertragspartner. Wer glaubt, die zunehmende Digitalisierung und Wechsel zum bargeldlosen und kontaktlosen Zahlungsverkehr sei ein Vorteil, leistet dieser Monopolisierung nur noch mehr Vorschub. Von anderen Nachteilen nicht zu reden, die mit jenem einhergehen. No Cent extra —– wäre eine gute Devise für eine Korrektur dieser Melkerei von Kunden.